Funktionelle Fehlentwicklungen

 

Syndrom des offenen Mundes

Viele Kinder machen in ihrer frühen Entwicklung Erkältungserkrankungen oder Allergien durch, die zur Versetzung der Nasenatmung teils über längere Zeit führen kann, wodurch das Kind sehr schnell eine alternative Atmung durch die Mundhöhle annimmt und einen ständig offenen Mund hat. Dadurch geht der leichte Unterdruck in der Mundhöhle verloren, der das Zungengewicht bei geschlossenem Mund am Gaumen hält und so einen formgebenden Faktor darstellt. Die Zunge fällt nach abwärts in den Zungengrund, die Wangenmuskulatur liegt ständig an den Zähnen und bekommt so ein funktionelles Übergewicht, dem die Zähne ausweichen. Bleibt dieses Ungleichgewicht längere Zeit bestehen bildet sich ein Kreuzbiss aus, der ein-oder beidseitig entstehen und zu erheblichen Störungen des Kauablaufs über Jahre hinweg führen kann.



einseitiger Kreuzbiss rechts


offener Biss mit Kreuzbiss rechts


beidseitiger Kreuzbiss im Seitenzahnbereich


frontaler Kreuzbiss

 

Beseitigung von Habits

Unter Habits versteht man Angewohnheiten, die zu Fehlentwicklungen oder Hemmungen führen. Dazu gehört das nach dem 3.Lebensjahr noch nicht beendete Lutschen am Daumen, am Beruhigungssauger, Fingerkauen u.ä. Diese Angewohnheiten führen oft zu großen Abständen zwischen oberen und unteren Frontzähnen, die durch Vorverschiebung der Oberkieferzähne oder Rückverschiebung des Unterkiefers oder durch Kombination von beidem entstehen können oder sich auch als offener Biss ausprägen können, bei dem die Frontzähne nicht mehr zusammenbeißen können. In diese Öffnung zwischen den Zahnreihen legt sich meist die Zunge ein, die über 1000mal am Tag beim Schlucken zwischen die Zahnreihen gelegt wird und schließlich dort dauerhaft verweilt und die normale Funktion des Kauapparates und der Sprache behindert.



Stufe zwischen oberer und unterer Zahnreihe und offener Biss

 

Beseitigung von Zwangsbissen

Zwangsbisse entstehen durch unterschiedliche Zahnstellungen in Ober- und Unterkiefer, die beim Zusammenbeißen der Zahnreihen eine Störung verursachen mit einem Ausweichen des Unterkiefers in eine zunächst noch unangepasste Lage, die aber ein besseres Zusammenbeißen ermöglicht. Über die Zeit entstehen dann Größenanpassungen in der abgewichenen Position und neue Wachtumsverhältnisse, indem der Oberkiefer oft gehemmt wird in seiner Entwicklung und das Unterkieferwachstum forciert wird. Dadurch entstehen angepasste Anomalien die sich bei Nichtbehandlung manifestieren und zu echten skelettalen Veränderungen (z.B. Größenüberschuss im Unterkiefer, zu kleiner Oberkiefer) werden können. Andere Zwangsbissformen können durch Muskeleinwirkung entstehen, wenn sich ein falsches Bewegungsmuster der Muskulatur entwickelt hat und zu Veränderungen des Zahndurchbruchs und der Zahnstellung durch kontinuierlichen Muskeldruck führt.



progener Zwangsbiss


ausgeprägter früher progener Zwangsbiss